Rettung der Zauneidechse

Schüler ackern auf der Heide

Viertklässler schützen „Atlantische Sandlandschaft“ vor wucherndem Wald

Der Artikel von Michael Ende erschien am 03.10.2023 in der Celleschen Zeitung

ALTENCELLE. „Puuh – geht das schwer!“ Johanna, Stella und Ida rupfen, biegen, ziehen, buddeln und reißen an einer kleinen Kiefer herum, bis sie dem Bäumchen schließlich mit der großen Astschere den Garaus machen. Ab damit auf den Haufen zu den anderen toten Bäumen. Doch was nach Zerstörung klingt, entpuppt sich als das Gegenteil: Zusammen mit anderen Viertklässlern der Grundschule Altencelle legen sich die jungen Leute schwer ins Zeug, um ein Stück Kulturlandschaft zu erhalten – Naturkundeunterricht nicht zur zum Anfassen, sondern zum Anpacken.


Die Heide in den ehemaligen Sanddünen am Rand der Allerniederung beherbergt auf kleiner Fläche noch einen besonderen und leider nur noch seltenen Lebensraum: Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen. Hier finden sich gefährdete Pflanzenarten wie Flechten der Gattung Cladonia, Englischer Ginster und das Kahle Ferkelkraut. 2018 führten hier der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die Stadt Celle Schutzmaßnahmen im Rahmen des Integrierten Life-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ durch. Durch das Abschieben des Oberbodens wurde 2018 die Regeneration der Fläche gefördert, sodass hier wieder mehrere Altersstadien der Heide nebeneinander vorkommen. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, wurden gestärkt.

„Doch wenn das Gelände wieder von Bäumen beschattet wird, ist es mit der Heide-Herrlichkeit sehr schnell aus“, sagt Leonie Braasch, die beim NLWKN das Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ betreut. Auf der Suche nach fleißigen Heideschützern wandte sie sich an Kirsten Schröder-Effinghausen von der Naturschutzbehörde der Stadt Celle, die den Kontakt zu den Altenceller Grundschullehrerinnen Christina Schmidt und Christine Riebandt herstellte. „Wir haben sofort zugesagt“, so Schmidt, die mit ihren Schülern gerade von einer Klassenfahrt zu einem anderem bedrohten Naturwunder zurückgekommen ist: „Wir waren im Watt an der Nordsee.“


Und jetzt „Atlantische Heide“ an der Aller – das passt. „Ich hab einen Baum gefällt!“, ruft Ben und schleppt eine gut zwei Meter große Amerikanische Traubenkirsche zum Haufen. Die Viertklässler leisten hier erstklassige Arbeit, und Lea weiß auch warum: „Die Tiere und Pflanzen hier brauchen Licht, und wir nehmen die Bäume weg, damit es hier hell bleibt.“ Wem gerade nicht zum Bäumeausreißen zumute ist, der erhält von Leonie Braasch bei einem spannenden Quiz viele Informationen zum Lebensraum, den die Schüler gerade schützen. Lernen und dabei das Gelernte für eine gute Sache gleich in die Tat umsetzen – so macht Schule nicht nur sehr viel Sinn, sondern auch Spaß. Wenn sich die Schüler weiterhin mit Herz und Hand um das Dünen-Biotop „In den Bergen“ kümmern, sieht es dort gut aus für Wildbienen, Eidechsen und Co.

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